Ketogene Ernährung – Kohlenhydrate vermeiden

Ob Low-Carb, High-Protein, die klassische FDH-Diät oder spezielle an die Ernährung gekoppelte Lebensstile wie Vegetarismus oder Veganismus – sowohl bei Reduktionsdiäten, als auch bei übrigen Ernährungsumstellungen sollte stets die Gesundheit im Vordergrund stehen. Früher hieß es häufig, wer sein Essen reduziert, reduziert gleichzeitig auch wichtige Nährstoffe, Vitamine und Mineralien. Doch ist das nicht zwingend der Fall. Im folgenden Artikel soll es um die ketogene Ernährung gehen, was man darunter versteht und wie sie im Körper wirkt. Außerdem werden ihre Vor- und Nachteile beleuchtet. Am Ende wird ein Fazit aus den gewonnenen Erkenntnissen gezogen.

Was bedeutet „Ketogene Ernährung“ überhaupt?

Bei einer ketogenen Ernährung verzichtet man auf die Zufuhr von Kohlenhydraten, so weit es möglich ist. Sie steht quasi eine Stufe über der Low-Carb-Diät, bei der Kohlenhydrate zwar auch zum Großteil aus der Ernährung gestrichen werden, aber in geringen Mengen (bis zu 120 g) noch erlaubt sind.

Die ketogene Ernährung hat das Ziel, den Körper in den Zustand der Ketose zu bringen (siehe auch 3 Phasen zur Ketose). Dieser wird bei gesunden Menschen im Schnitt nach drei bis vier Tagen erreicht, in denen ihm weniger als 50 g Kohlenhydrate am Tag zur Verfügung standen. Der Körper wechselt daraufhin seinen Modus. Verlässt er sich im Normalfall darauf, dass täglich genug Energie von außen zugeführt wird, beginnt er nun, die Fettreserven zu nutzen. Dafür wandelt er das Fett in Zucker um. Die dafür notwendigen Ketonkörper werden von der Leber produziert. Diese bilden aus dem Körperfett die Ketone, die von den allermeisten Körperzellen als Energiequelle genutzt werden können.

Der Zustand der Ketose ist im Blut, Urin und in der Atemluft messbar. Übrigens: Babys, die gestillt werden, befinden sich von Natur aus in dem Zustand der Ketose. Die so entstehenden Ketone helfen bei der Gehirnentwicklung und versorgen es mit Energie.

Warum nutzt der Körper nicht einfach direkt das Fett, ohne Umwandlung?

Die Umwandlung hat einige Vorteile gegenüber der direkten Nutzung des Fetts. So sind Ketone wasserlöslich und können daher schnell und einfach übers Blut im Körper verteilt werden. Fette müssen als Triglyceride gebunden werden, um einen Transport mit dem Blut möglich zu machen.

Auch können Ketone ohne Hilfe in die Mitochondrien eindringen und so schneller in Ernergie umgewandelt werden. Fette brauchen auch dafür ein eigenes Transportsystem. Schließlich können Fette nicht vom Gehirn zur Energiegewinnung genutzt werden, während Ketone sich als Energiequelle für die meisten Gehirnzellen eignen.

Worauf verzichtet man bei ketogener Ernährung?

Die ketogene Ernährung verbietet keine speziellen Lebensmittel, sie gibt lediglich vor, wie viel vom täglichen Energiebedarf durch Kohlenhydrate gedeckt werden darf. So kann man also auch ein Stück Schokolade oder eine Scheibe Brot essen, wenn man damit am Ende des Tages bei höchstens 50 g Kohlenhydraten landet. Bei mehr geht der Zustand der Ketose wieder verloren. Der Rest wird durch gute Fette, also ungesättigte und Omega-3-Fettsäuren und Proteine aufgefüllt.

Zur Veranschaulichung: 50 g Kohlenhydrate sind enthalten in etwa:

  • 200 g Süßkartoffeln oder gekochtem Naturreis
  • 60 g Rosinen oder Marmelade
  • 45 g Russisch Brot oder Löffelbiskuit
  • 250 g Bananen
  • 300 g Haselnüsse

Welche Auswirkungen hat eine ketogene Ernährung auf den Körper?

Ketogene Ernährung eignet sich sowohl als Reduktionsdiät, als auch zur dauerhaften Ernährung, die jedoch ein gründliches Informieren voraussetzt, um eine gesunde, ausgewogene Nährstoffzufuhr sicherzustellen. Daneben hat der Verzicht auf Kohlenhydrate noch positive Auswirkungen auf verschiedene Krankheiten.

Bei epilepsiekranken Kindern, die auf keine Medikamente ansprechen, wirkte sich eine ketogene Ernährung positiv aus. Auch bei Multipler Sklerose kann sie helfen, und bei Alzheimerpatienten, die auf eine kohlenhydratlose Ernährung eingestellt wurden, schritt die Erkrankung langsamer voran. Es gibt auch Hinweise darauf, dass sich bei langfristiger Umstellung Verbesserungen einstellen könnten.

Auch in der Behandlung von Krebs kann es helfen, so wenig Zucker wie möglich zu sich zu nehmen. Tumore verbrauchen durch ihr schnelles, unkontrolliertes Wachstum enorm viel Energie. Wird ihnen diese Energie nicht mehr zur Verfügung gestellt, müssen sie ihr Wachstum zwangsweise einstellen oder verlangsamen. Manche Kliniken bieten daher bereits begleitend die ketogene Ernährung als ergänzende Therapie gegen Krebsleiden an.

Bei allen Krankheiten gilt, dass eine Behandlung durch diese besondere Art der Ernährung niemals in Eigenregie erfolgen sollte, sondern immer unter Beobachtung eines Arztes, um die Diät individuell auf den Patienten, seine Bedürfnisse und die notwendige Medikation einzustellen.

Gibt es gesundheitliche Risiken, die gegen eine ketogene Ernährung sprechen?

Gerade zu Beginn der Umstellung kann es vermehrt zu Übelkeit und Müdigkeit kommen. Auch Verstopfungen und Nierensteine können auftreten, welchen man mit viel Flüssigkeit entgegenwirken sollte. Bei zu hohem Konsum tierischer Fette können außerdem Herz-Kreislauf-Erkrankungen auftreten.

Da der Gehalt an Ketonen im Körper reguliert werden muss, um einer lebensbedrohlichen Ketoacidose entgegenzuwirken, könnte man meinen, dass man sich mit einer ketogenen Ernährung Gefahren aussetzt. Da Ketone im Blut jedoch durch Insulin automatisch abgebaut werden, ehe sie eine zu hohe Konzentration entwickelten, besteht bei gesunden Menschen kein Grund zur Besorgnis. Für Diabetiker eignet sich diese Art der Ernährung jedoch nicht.

Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass weiter oben davon die Rede war, dass Ketone die meisten, jedoch nicht alle Hirnzellen versorgen können. Etwa 80 % können ihre Energie so erhalten, die übrigen 20 jedoch nicht. Was passiert also mit dem Rest?

Ihre Versorgung wird durch Eiweiße sichergestellt, die entweder über die Nahrung aufgenommen, oder, speziell beim Fasten, aus der Muskulatur kommen. Eine langfristige ketogene Ernährung, bei der nicht auf eine ausreichende Eiweißversorgung geachtet wird, kann also negative Auswirkungen auf das Gehirn und die Muskulatur haben.

Fazit zur ketogenen Ernährung

Die ketogene Ernährung kann sich sowohl positiv bei bestehenden Erkrankungen, als auch negativ, hauptsächlich zu Beginn oder durch unzureichende Ernährung, auf den Körper auswirken. Sie eignet sich als dauerhafte Ernährungsweise oder vorübergehend zur Gewichtsabnahme. Bei Beschwerden, jedoch am besten schon vorher, sollte ein Arzt konsultiert werden, um Ernährungspläne zu erstellen und Blutwerte kontrollieren zu können.